»So, Frau Brenner, wie geht’s uns denn heute? Die letzte Operation haben Sie wieder gut überstanden, wie’s aussieht. Im letzten halben Jahr haben wir ganz schön an uns gearbeitet, nicht wahr, und jetzt, nach acht mehr oder weniger kleinen Eingriffen, sollte äußerlich alles tiptop und wie gewünscht sein. Warten Sie nur ab, bis die Verbände runter sind und die Schwellungen weg, Sie werden staunen, wenn Sie vor dem Spiegel stehen.
Eine Sache wäre da noch, die ich Ihnen zu verbessern noch vorschlagen würde, wenn ich mal so frei sein dürfte: Ihre Stimme passt nicht ganz zu der Traumfrau, die Sie jetzt geworden sind. – Nein, sagen Sie jetzt nichts, das wäre nicht gut für die Lippen, die brauchen noch ein paar Tage, bevor Sie die wieder belasten können. Wir wollen ja nicht, dass die ganze Mühe für die Katz’ war und Sie aussehen wie nach einem Boxkampf. Also, Sie wissen ja wahrscheinlich selbst, dass Ihre Stimme nicht ganz so hocherotisch ist wie ihr verbessertes Äußeres, etwas dünn und quäkend, wenn ich mir das erlauben darf. Was die meisten nicht wissen, ist, dass man heutzutage so etwas verbessern kann, genau wie das Gesicht und das Dekolleté und so weiter. Ich kenne da einen Kollegen, einen HNO-Chirurgen, der führt eine ganz exquisite Privatklinik, die genau auf solche Optimierungen spezialisiert ist. Ich sehe schon, ich habe Ihr Interesse geweckt, Frau Brenner. Also, wenn Sie gern eine glockenhelle Stimme hätten, können da die Stimmbänder von allen Unregelmäßigkeiten befreit werden, gestrafft und neu gestimmt, Sie würden klingen wie ein Engel. Allerdings, bei Ihren neuen üppigen Reizen würde ich eher eine tiefere, vollere und auch rauere Stimme vorschlagen. Da werden dann die Stimmbänder entspannt und aufgeraut, da wird in einer halben Stunden das erreicht, wofür andere zwanzig Jahre lang rauchen und trinken müssten, haha! Sie sollten dann allerdings nicht mehr rauchen und trinken, sonst ist die neue Stimme auch bald wieder hin. Aber wer schön sein will, muss leiden, und wer schön klingen will, auch. Sie nicken? Ja, ich will Ihnen nicht verschweigen, bei der tiefen, rauchigen femme fatale-Stimme wäre auch eine Kehlkopfverbreiterung notwendig. Das ist wie mit den Boxen von der Stereoanlage, guter Klang braucht seinen Platz. Ja, für den nötigen Resonanzraum müsste dann auch die Mundhöhle noch vergrößert werden, nach hinten und oben in den Kopf hinein. Aber das sollte Ihnen doch kein Problem bereiten, oder?«